Letzte Aktualisierung am August 12, 2025 by Christian Heide

 Diesen Juli haben wir uns ziemlich spontan entschieden, der Sommerhitze Barcelonas für eine Nacht zu entfliehen. Wir haben uns vor Kurzem in eine besondere spanische Hotelkette verliebt: Paradores – eine Kollektion historischer Unterkünfte in Burgen, Palästen, Klöstern und anderen kulturell bedeutenden Bauwerken. Diese staatlich betriebene Kette wurde gegründet, um den Tourismus zu fördern und gleichzeitig Spaniens architektonisches und kulturelles Erbe zu bewahren.

Wir haben uns die nahegelegene Hotel-Standorte angeschaut und uns schnell für das Castillo de Cardona entschieden, nur 85 Kilometer von Barcelona entfernt. Das Beste daran? Du kannst tatsächlich in der mittelalterlichen Burg übernachten, die hoch oben auf einem Hügel thront. Also haben wir uns ein Auto gemietet und sind schon am nächsten Tag losgefahren.

Die Fahrt war ein Vergnügen. Durch die katalanische Landschaft zu fahren ist immer wunderschön. Unterwegs sind wir am majestätischen Kloster von Montserrat vorbeigekommen. Dieser ikonische Berg, der 1200 Meter aufragt, hat einen besonderen Platz in unseren Herzen. Jedes Mal, wenn wir ihn sehen – egal ob beim Wandern, bei einem Besuch oder einfach beim Vorbeifahren – sind wir voller Ehrfurcht. Das Kloster wurde vor fast tausend Jahren erbaut.

Nach etwa 1 Stunde und 45 Minuten auf kurvigen Autobahnen und malerischen Bergstraßen waren wir schließlich an unserem Ziel angekommen und haben im Parador de Cardona eingecheckt.

Die Burg von Cardona

Die Ursprünge der Burg von Cardona gehen auf das Jahr 886 zurück, als sie erbaut wurde, um die Grenze zwischen den katholischen katalanischen Grafschaften und den muslimischen Maurengebieten zu verteidigen. Mit der Zeit ging sie in den Besitz der mächtigen Familie Cardona über – zusammen mit dem exklusiven Recht, die wertvolle Salzmiene der Region auszubeuten. Dieser strategische Vorteil machte die Cardonas zur wohlhabendsten Adelsfamilie im Königreich Aragón – nur die königliche Familie selbst stand darüber.

Nachdem die Mauren vertrieben worden waren, verlor die Burg nach und nach ihre militärische Bedeutung. Die Familie Cardona zog in einen Palast in Barcelona, um näher am königlichen Hof zu sein. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Festung schwer beschädigt – zuerst im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) und später im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939). In den späten 1950er-Jahren begannen Restaurierungsarbeiten.

1976 wurde die Burg in das Paradores-Netzwerk aufgenommen und umfassend restauriert. Auf der Paradores-Webseite heißt es:

„Die Umgestaltung fand die richtige Balance: Mittelalterliche architektonische Elemente – Gräben, Türme, gotische Mauern – blieben erhalten, während die Innenräume für modernen Komfort umgestaltet wurden: gemütliche Gästezimmer, ein Dachrestaurant im ehemaligen Refektorium und eine Einrichtung im historischen Stil.“

Wir hatten die Gelegenheit, hier zu übernachten – und wir fühlten uns tatsächlich wie Adelige, umgeben von Steinmauern, weitem Ausblick und Jahrhunderten an Geschichte. Vom Innenhof bis zum atemberaubenden Blick aus unserem Hotelzimmer war alles von mittelalterlichem Charme durchdrungen.

Außerdem haben wir an einer privaten Führung über das Burggelände teilgenommen, einschließlich der romanischen Kirche – ein bemerkenswert gut erhaltenes Bauwerk, das 1040 fertiggestellt wurde. Das war eines der Highlights unseres Besuchs und etwas, das ich jedem, der nach Cardona kommt, sehr ans Herz lege.

Das Dorf Cardona

Mit rund 4.000 Einwohnern ist Cardona ein charmantes und friedliches Dorf. Das historische Zentrum ist erstaunlich gut erhalten, und wenn du durch die engen Gassen schlenderst, fühlt es sich an, als würdest du in der Zeit zurückreisen. Unterwegs entdeckst du einige kleine, familiengeführte Läden, die zur authentischen Atmosphäre des Ortes beitragen.

Wir haben einen entspannten Nachmittag und Abend im Herzen des Dorfes verbracht – auf der Plaça de la Fira – und die lokale Stimmung auf uns wirken lassen. Zum Mittagessen haben wir uns für El Centru entschieden, ein gemütliches, traditionelles Restaurant mit einer leckeren und preiswerten Speisekarte. Natürlich kannst du auch im Restaurant der Burg essen, das für seine Qualität bekannt ist (wir haben mit anderen Parador-Restaurants schon großartige Erfahrungen gemacht), aber diesmal wollten wir lieber etwas, das stärker im Dorf verwurzelt ist.

Die Salzmine von Cardona

Salz hat in der Geschichte Cardonas seit Tausenden von Jahren eine entscheidende Rolle gespielt. In prähistorischer Zeit sammelten Menschen Salz direkt aus freiliegenden Adern an der Oberfläche. Später begannen die Römer, das Gebiet systematisch abzubauen, als sie den Wert dieser natürlichen Ressource erkannten. Im Mittelalter wurde Salz als „weißes Gold“ bekannt – geschätzt nicht nur wegen seines wirtschaftlichen Werts, sondern auch wegen seiner strategischen Bedeutung zur Konservierung von Lebensmitteln.

Als die mächtige Familie Cardona in den Besitz der Salzmine kam, festigte das ihren Status als eine der reichsten Adelsfamilien im Königreich Aragón. Mit dem drastischen Preisverfall für Salz im frühen 20. Jahrhundert verkaufte die Familie die Mine jedoch in den 1920er-Jahren an die Unión Española de Explosivos – ein Unternehmen, das bestimmte Salzarten für die industrielle Herstellung von Sprengstoff nutzte.

Der Tunneleingang zur Salzmine

Der Betrieb der Mine wurde 1990 offiziell eingestellt. Nachdem sie mehr als ein Jahrzehnt stillgelegen hatte, wurde sie 2003 als Touristenattraktion wiedereröffnet.

Wir haben an einer privaten Führung durch die Tunnel teilgenommen – ein wirklich faszinierendes Erlebnis. Die Tour dauert etwa eine Stunde und bietet beeindruckende Einblicke in die Geologie, die Geschichte und das Leben der Menschen, die hier einst gearbeitet haben. Wenn du Cardona besuchst, solltest du dir das auf keinen Fall entgehen lassen

So kommst du von Barcelona nach Cardona

Mit dem Bus:
Die Busgesellschaft ALSA bietet Direktverbindungen vom Bahnhof Barcelona Nord (Estación del Norte) nach Cardona an – meist als Strecke nach Andorra über Súria ausgeschrieben. Die Busse fahren 2–4 Mal täglich, die Fahrt dauert je nach Verbindung zwischen 1 Std. 45 Min. und 2 Std. Tickets kosten etwa 8–12 €, und du steigst direkt im Zentrum von Cardona aus – eine bequeme Option.

Mit dem Mietwagen:
In Spanien zu fahren ist unkompliziert: Die Straßen sind gut ausgebaut, und außerhalb der großen Städte ist das Verkehrsaufkommen meist gering. Auf Autobahnen gilt ein Tempolimit von 120 km/h, und Geschwindigkeitsüberschreitungen werden streng geahndet. In Barcelona findest du viele Filialen großer Mietwagenfirmen wie Hertz, Sixt oder Europcar.

Ein Navi – entweder zusammen mit dem Auto gemietet oder einfach über dein Handy (Google Maps oder Apple Maps) – ist sehr zu empfehlen. Die Fahrt nach Cardona dauert etwa 1 Std. 45 Min., abhängig vom Stadtverkehr in Barcelona. Mit einem Mietwagen hast du außerdem die Freiheit, die umliegende Landschaft in deinem eigenen Tempo zu erkunden.

Essen und Trinken in Cardona

Das Frühstücksbuffet in der Burg war für uns ein Highlight – serviert im stimmungsvollen alten Refektorium unter einer Galerie spitzer Bögen. Für 20 € pro Person bekommst du hier nicht nur eine große Auswahl, sondern auch ein historisches Ambiente.

Ebenfalls ein Genuss: das drei Gänge umfassende Mittagsmenü im El Centru auf der Plaça de la Fira. Für etwa 18 € pro Person war es sowohl köstlich als auch preislich sehr fair.

Zum Abendessen kannst du auch im Burgrestaurant einkehren, das lokale Spezialitäten in einer einzigartigen mittelalterlichen Atmosphäre anbietet.

Reisetipps für dein „Barcelona Burgabenteuer“

  • Der Bus hält in fußläufiger Entfernung zum Hotel, aber der Weg hinauf zur Burg folgt den alten Wehrmauern – und ist ziemlich steil. Mit einem Trolley oder schwerem Gepäck kann das etwas mühsam sein.
  • Falls du nur einen Tagesausflug planst, kannst du den Bus um 6:30 Uhr morgens ab Barcelona nehmen und mit dem um 17:15 Uhr zurückfahren. So hast du genügend Zeit, um die Salzmiene, die Burg und die Altstadt zu erkunden.
  • Und unbedingt vormerken: Die Burgführung ist jeden Cent wert – und kostet nur 8 € pro Person.