Letzte Aktualisierung am Oktober 18, 2024 by Christian Heide

Eine besondere katalanische Tradition ist der Bau von Menschentürmen – sogenannte „Castells“, was auf katalanisch Burg bedeutet. Menschen bauen eine Pyramide, indem sie sich gegenseitig auf die Schultern klettern. Die Tradition reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück und hat ihren Ursprung in der Region Tarragona. Gruppen von sogenannten „Colles“ begannen, um den Bau der höchsten Türme zu konkurrieren – sieben oder acht Ebenen waren problemlos möglich.

Während der Franco-Ära waren die Castells verboten, da der Diktator jede Art von regionaler Kultur in Katalonien und anderen Gegenden wie dem Baskenland unterdrückte. Die Menschen durften auch nicht ihre eigene Landessprache sprechen. So kam es erst nach dem Tod des Diktators zu einer Wiederbelebung der Tradition, die zu mehr Popularität denn je führte.

Seit einiger Zeit dürfen auch Frauen „Castellers“ werden. Dadurch war es aufgrund des geringeren Gewichts möglich, sogar eine oder zwei Ebenen den Türmen hinzuzufügen. Dies führte zum Beginn des zweiten goldenen Zeitalters der Castells ab den 1980er Jahren.

Wahrscheinlich trug noch ein weiterer Aspekt zum zweiten goldenen Zeitalter bei: die soziale Komponente des Menschenturmbaus. Einerseits erfordert der Aufbau Kraft, Koordination, Balance, Mut und Achtsamkeit. Andererseits verbindet es auch Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und sozialer Schichten. Vor allem die jüngere Generation hat das Bauen von Menschentürmen als neues Hobby entdeckt und in engagierten Clubs wie dem „Castellers de Barcelona“ (gegründet 1969) einen Boom ausgelöst.

Straßenkunst in Barcelona

Auf dem Platz Plaça de Sant Miquel, direkt neben dem Rathaus an der Plaça de Sant Jaume, findest Du ein interessantes Kunstwerk im Zusammenhang mit der akrobatischen Tradition: Eine stilisierte Version eines menschlichen Turms. Dieses Denkmal für die Castellers wurde vom lokalen Künstler, Bildhauer und Autor Antoni Llena i Font (geboren 1943 in Barcelona) geschaffen.

Er wollte ein Denkmal schaffen, mit der doppelten Höhe der Menschentürme, um den Ansporn darzustellen, immer höher klettern zu wollen. Er wollte auch die Zerbrechlichkeit und Stärke einer Burg zeigen. Die Form dieser Skulptur ist von Metallgeflecht inspiriert. Die Idee entstand eines Tages, als der Künstler Cava kaufen ging, den katalanischen Champagner. Die Verschlüsse der Flaschen weisen dieses Geflecht auf. Er bemerkte, dass das Material „eine sehr schöne Abstraktion zum menschlichen Turm machen würde, weil es die Idee von Zusammenhalt, Zerbrechlichkeit und Transparenz enthält“. Also nahm er den Verschluss mit in sein Studio und begann mit der Arbeit an seinem Projekt.

Aktivitäten in Barcelona

Während des La Mercé-Wochenendes (um den 24. September herum), wenn Barcelona in einer Reihe von Festtagen seine Schutzpatronin feiert, kannst Du die Castellers live sehen. Sie treten auf der Plaça de Sant Jaume an. Wenn Du in der Stadt bist, solltest Du dort vorbeikommen und das Spektakel genießen!

Erfahre mehr über Straßenkunst während unserer privaten deutschen Stadtführung durch Barcelona: Entdecke verborgene Gassen mit einem Freund. Bei dieser historischen Stadtführung durch die Gassen der Altstadt entdeckst Du mehr als nur das Übliche: Enge Straßen und malerische Plätze abseits des Massentourismus. Entkomme den Massen und genieße das authentische Barcelona!